Die Uracher Hochzeit

Graf Eberhard im Bart war nicht nur ein außergewöhnlicher Herrscher, er hatte auch eine außergewöhnliche Frau, Barbara Gonzaga di Mantova. Und Sie hatten eine der spektakulärsten adeligen Hochzeitsfeiern ihrer Zeit.

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Eberhard und Barbara in einem Glasfenster im Chor der Stiftskirche St. Georg in Tübingen

Graf Eberhard in Mantua

Die Hochzeitsfeierlichkeiten in Urach sollten vier Tage dauern, aber der Prozess bis dahin war schon aufwändig und erzählenswert. Im November 1473 reiste zunächst ein württembergischer Brautwerber nach Mantua in den Palazzo di San Giorgio. Im März 1474 macht sich Eberhard selbst auf den Weg nach Révere bei Mantua, um sich ein Bild von der 10 Jahre jüngeren Braut zu machen. Am 1. April 1474 kommt er dort an und drei Tage später reist man gemeinsam nach Mantua, um dort in der Karwoche das Ehegelöbnis zu leisten. Am Dienstag nach Ostern, am 12. April 1474 fand dann die feierliche Vermählung im Dom von Mantua statt. Prächtige Festumzüge begleiteten die Zeremonie. Eberhard erhielt hier einen bleibenden Eindruck von der aufwendigen Festkultur der italienischen Frührenaissance. Der Ehevertrag wurde am 14. April verbrieft. Darin war unter anderem auch die Anreise Barbaras nach Urach vereinbart. So sollte Sie von einem durch ihren Vater bestellten Gefolge am 28. Juni 1474 nach Kempten gebracht werden, wo ein Geleit Graf Eberhards den Zug empfangen und nach Urach eskortieren sollte. Einen Tag nach Unterzeichnung des Vertrages reiste Eberhard wieder ab. In Urach waren währenddessen die Vorbereitungen für die Feier bereits in vollem Gange. Und dies zu Recht. Es ist bekannt, dass an der Hochzeit 14.000 Gäste teilnahmen, welche mit 4.280 Pferden angereist waren. Allein die Logistik zur Unterbringung der Gäste in Urach und den umliegenden Gemeinden wie Dettingen und Metzingen war enorm. Urach selbst zählte damals vermutlich nur knapp mehr als 1.000 Bewohner in 150 bis 200 Wohnhäusern.

Barbara auf dem Weg nach Urach

Barbara machte sich am 10. Juni 1474 von Mantua auf den Weg nach Urach. Ihr Geleit umfasste 70 Personen, 217 Pferde, 30 Maultiere und 6 Wagen. Der Tross zog über Verona, Trient, Brenner und Innsbruck bis nach Kempten, wo er nach 18 Tagen eintraf. Dort wurde er von Eberhards Geleit in Empfang genommen. Von Samstag, 2. Juli bis Sonntag, 3. Juli verbrachte die Braut mit ihrem Gefolge die Nacht in Blaubeuren.

Die Hochzeitsfeier in Urach

Der feierliche Einzug der Braut war zur damaligen Zeit Teil der Festlichkeiten. Am Sonntag, 3 Juli  machte man sich auf den Weg nach Urach. Unterwegs begegnete man einem von Garf Eberhard angeführten Empfangskomitee. Nach der feierlichen Begrüßung gab es noch an Ort und Stelle einen Schaukampf mit Spießen. Im Anschluss machte man sich auf den weiteren Weg. Graf Eberhard setzte sich dabei vom Tross ab, um früher in Urach zu sein und um mit seiner Mutter und den anderen dort versammelten Fürstinnen auf den Vorhof der Kirche zu gehen und dort mit dem Bischof von Konstanz und allen anwesenden Äbten auf den Eintritt der Braut und der Fürsten zu warten. Nach Ankunft der Braut und der feierlichen Begrüßung wurden die beiden Brautleute in die Kirche geführt, wo sie das Ehegelöbnis ablegten. Die Feierlichkeiten dauerten insgesamt vier Tage und umfassten neben Turnierveranstaltungen, Tänzen, einem festlichen zentralen Gottesdienst vor allem natürlich auch viel Essen und Trinken. 52 Köche in 3 Küchen waren für das leibliche Wohl der Gäste zuständig. 165.000 Laibe Brot und 150.000 Liter Wein sollen konsumiert worden sein. Legendär ist bis heute der Weinbrunnen mit vier Röhren (zwei Weißwein, zwei Rotwein), aus dem jedermann mit Bechern aus Tannenholz schöpfen konnte, so viel er wollte. Das zentrale Festmahl am zweiten Tag umfasste an der fürstlichen Herrentafel 22 Gänge, unter anderem gab es Bratwürste mit grünem Kraut, Wildbret in kostbarem Pfeffer, gebratenes Spanferkel, gesottene Forellen und Krebse. Auch an der fürstlichen Frauentafel gab es 12 Gänge und selbst dem Gesindel wurden noch 6 Gänge serviert. Nicht ohne Grund eine Feier, an welche man sich in Urach noch heute erinnert.

Literaturtipps

1. Gabriel Zeilinger: Die Uracher Hochzeit 1474 - Form und Funktion eines höfischen Festes im 15. Jahrhundert
Reihe: Kieler Werkstücke - Band 2
Erscheinungsjahr: 2003
Frankfurt/M., Berlin, Bern, Bruxelles, New York, Oxford, Wien, 2003. 183 S.
ISBN 978-3-631-39948-4 br.  (Softcover)

2. Landesarchiv Baden-Württemberg: Von Mantua nach Württemberg: Barbara Gonzaga und ihr Hof
Begleitbuch und Katalog zur Ausstellung des Landesarchivs Baden-Württemberg, Hauptstaatsarchiv Stuttgart
Erscheinungsjahr: 2012
Stuttgart, 2012. 364 S. inkl. Audio-CD
Kohlhammer Verlag
ISBN 978-3-17-022390-5 (Hardcover)